Im Laufe seiner musikalischen Karriere hat Dagobert vier Alben herausgebracht. Das neueste ist erst aus diesem Jahr. Schauen wir uns Dagoberts Alben doch einmal genauer an und beobachten, wie sich der ungewöhnliche Schweizer Musiker über die Jahre entwickelt hat. Dagobert Im April 2013 brachte Dagobert sein Debütalbum heraus. Angeblich verkaufte er davon nur 3500 Stück und war – bzw. ist auch heute immer noch – chronisch pleite. Kritiker bezeichnen das Album im Rückblick als bescheiden, was es im Vergleich zu Dagoberts neueren Alben auch gewesen sein mag. Denn, wie er selbst sagt, hat er eigentlich keinerlei musikalisches Talent, sondern will einfach Musik machen und ist so stur, dass er einfach nicht damit aufhört, zu üben und zu versuchen und auszuprobieren. Das hört man beim Debutalbum wohl heraus, aber schon damals setzte er seinen Klängen den unverwechselbaren Dagobert Stempel auf, der viele Ohren leicht verwirrt, aber definitiv interessiert aufhören ließ. Afrika März 2015 und es war Zeit für Dagoberts zweites Album mit dem Namen Afrika, und es war klar, dass Dagobert weiter an seinem Stil gefeilt hatte, denn dieses Album hatte noch unverkennbarer diesen einzigartigen Sound, der ein selbstironischer, ungelenker Mix aus Synth Pop, Schlager und Schweizer Grundehrlichkeit ist. Wie auch beim ersten Album arbeitete er hier wieder mit Markus Ganter zusammen und auch mit Konstantin und Verena Gropper. Welt ohne Zeit Welt ohne Zeit, Dagoberts tiefsinniger klingendes drittes Album, kam im März 2019 heraus. Gleich vom Thema der Lieder her war hier offensichtlich, dass Dagobert wieder eine Wandlung in eine unvorhergesehene Richtung durchgemacht hatte: in all seinen älteren Liedern ging es um die unerfüllte Liebe, das Verzehren und Sehnen, das Drama – aber in den Songs auf „Welt ohne Zeit“ hört es sich plötzlich ganz nach erfüllter Beziehung an. Wer da wohl die Muse war, weiß man nicht, aber zusammen mit seinem Produzenten Konrad Betcher ein Album geschaffen, welches einen noch ausgefeilteren 80er Sound hat und die Dagobert Fans überzeugte. Jäger Über die Pandemiezeit hinweg arbeitete Dagobert an seinem vierten Werk, welches er Jäger nannte – was ja schließlich auch sein Nachname ist. Wie dieser Umstand vermuten lässt, behandelt dieses Album unter anderem auch das Thema Familie. Das ist etwas, wovon man in den Vorgängeralben nicht besonders viel gehört hat, und es bringt frischen Wind in Dagoberts Stil, dass man seine Gedankenwelt jetzt auch mal von einer anderen Seite her sieht. Es ist offensichtlich, dass der Musiker sich eng mit seiner Familie verbunden fühlt und sich im Bezug auf das familiäre Umfeld auch mit Themen wie Tod, Vergänglichkeit und Wohlbefinden innerhalb des Familienverbandes auseinander gesetzt hat. Eine große Familie hat er ja: er ist das Nesthäkchen von fünf Kindern, vier Jungs und eine Schwester in der Mitte.
Mit vier Alben hat Dagobert schon einiges an Songs in die Welt hineingesetzt. Einige sind kommerziell erfolgreicher als andere, manche sind Publikumslieblinge auf Youtube, andere sind in der Menge etwas untergegangen. Hier ist eine kurze Übersicht von Dagoberts top Songs. Ich bin zu jung Dies ist Dagoberts meistgehörtes Lied auf Spotify, und auch auf Youtube gibt es viele Klicks, denn die etwas fröhlichere, lockere Melodie hat einfach Ohrwurmcharakter. Dazu kommt noch der Text, der ulkig, aber doch einfach bestechend ehrlich wirkt, geschrieben aus der Sicht eines Dagoberts, der für irgendjemanden einfach zu jung ist. Für wen? Der Zuhörer darf die Lücken mit seiner Fantasie ausfüllen und sich vorstellen welche Lebenssituation Dagobert zu diesem Song inspiriert hat. Und wer weiß, vielleicht identifizieren sich auch mehr Leute mit diesem Sentiment, als man denkt. Einsam Schlicht und einfach die Einsamkeit wird in diesem Song behandelt, welcher mit einem kreativen, jedoch langsam und beruhigenden Musikvideo auf Youtube ausgestattet ist. Dagobert, der einem Mädchen auf dem Fahrrad hinterherschaut, dann merkt, dass sie etwas fallengelassen hat: einen mysteriös glimmenden, faustgroßen Stein. Ein Symbol für ihr Herz, ihre Liebe, ihre Schönheit, ihre Gesellschaft? Oder am Ende doch einfach nur einer Verkörperung von allem, was der einsame Dagobert auf das Mädchen projiziert? Wie ein Kavalier bringt er ihr den schönen Gegenstand nach Hause, den sie annimmt – und ihm dann aber doch einfach die Tür vor der Nase zumacht. Das Vertraute und das Unerwartete! Du und Ich „Wenn zwei wie wir nicht zueinander finden müsst irgendwer die Welt neu erfinden“. Dieses Lied ist eine einfühlsame Bekundung der Liebe an einen Menschen, der für Dagobert jedoch ganz und gar außer Reichweite zu sein scheint. Auch wieder ein Thema, das niemals alt werden wird, denn es gibt immer wieder Menschen, die sich in einer Situation der unerwiderten Liebe befinden – mindestens einmal im Leben kann sich wohl jeder mit diesem Dagobert Song identifizieren. Dieses Thema kehrt auch noch in mehreren anderen Liedern von Dagobert wieder. Flashback In diesem Lied geht es nicht um Träumereien und Wünsche von einer Beziehung, die wohl nie Zustande kommen wird, sondern vielmehr um eine Beziehung, die bereits in der Vergangenheit liegt – und anscheinend nicht so gut geendet hat! Auch hiermit können sich garantiert wieder viele Dagobert Fans identifizieren. Wenn Gefühle im Rückblick nicht mehr echt erscheinen, wenn einem die rosaroten Brillengläser der Liebe von den Augen gefallen sind und man die Sache in gleißender Nüchternheit betrachtet – ja, dann sieht das alles längst nicht mehr so schön aus, wie es einst den Anschein hatte. Aber auch über unschöne Trennungen hinwegzukommen ist Teil des Lebens und dank diesem Lied hat die Menschheit nun ein unvergleichlich Dagobert-mäßiges Heilmittel, um genau diese Emotionen zu verarbeiten. Unbeschönigt und ehrlich direkt aus dem Leben gegriffen, bringt Dagobert diese Situation in diesem tanzbaren Groovehit auf den Punkt. Zehn Jahre Auf verwirrend naïve Art und Weise singt Dagobert mit todernstem Gesicht, dass zehn Jahre ja doch eigentlich eine sehr lange Zeit sind – denn das ist genau die Zeitspanne, die seine Flamme ihn auf die ihr angetragene Hochzeit warten lässt. Naja, ob das jemals was wird? Es hört sich irgendwie auch nicht so an, als wäre Dagobert mit dieser wunderbaren Frau, die er so süß in seiner Verliebtheit besingt, überhaupt erst mal seine Freundin geworden. Aber naja, wie soll das auch funktionieren, wenn man annimmt, dass Frauen nur zum Heiraten da sind? Hier lässt Dagobert seine Fans wieder schmunzeln und wandelt kunstvoll auf dem schmalen Grat zwischen Selbstironie und vollem Ernst. Unkonventionell ist dieses Lied auf jeden Fall, und wer weiß, vielleicht heiratet die Angebetete ihn nach Ablauf der Zehnjahresfrist ja doch?